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Schwarzmarkt-Boom: Wo bleibt der Spielerschutz und welche Rolle spielt die Werbung?

Schwarzmarkt-Boom: Wo bleibt der Spielerschutz und welche Rolle spielt die Werbung?

31. Jan. 2023

Der Schwarzmarkt für Online-Sportwetten und Online-Glücksspiel ist nicht nur den erlaubten Anbietern ein Dorn im Auge. Er gefährdet auch massiv den Spieler- und Jugendschutz. Laut einer neuen Studie aus Großbritannien hat der Online-Sportwetten-Schwarzmarkt zur WM 2022 einen regelrechten Boom erlebt. Allein im Dezember hätten gut 250.000 Personen die Websites der illegalen Anbieter genutzt, darunter viele Tausende, die bei der nationalen Spielersperre GamStop registriert sind. Rund 64.500 Suchanfragen nach „Online-Sportwetten ohne GamStop” seien verzeichnet worden.

Laut Google Trends gab es auch in Deutschland zur WM einen merklichen Anstieg der Suchanfragen zum Thema Sportwetten.

Google-Suche nach „Sportwetten"

Suchende stoßen dabei ebenso wie in Großbritannien auch hierzulande leicht auf illegale Angebote, bei denen das Sperrsystem OASIS nicht greift. Tatsächlich findet man über Google bereits auf Seite 1 Vergleichsportale, auf welchen ganze Listen illegaler Anbieter ohne OASIS-Anschluss präsentiert und als „seriös” bezeichnet werden. Für Laien ist hier auf den ersten Blick kein Problem zu erkennen.

Eine erst im November 2022 erschienene Studie der schwedischen Glücksspielaufsicht Spelinspektionen hat gezeigt, dass nur 10 % der Menschen überhaupt zwischen legalen und illegalen Anbietern unterscheiden können. Dies ist auch im Kontext der Diskussionen um Sportwettenwerbung höchst relevant. Wie der britische Betting & Gaming Council (BGC) im Zusammenhang mit der neuen Studie berichtet, hätten die erlaubten Sportwettenanbieter in Großbritannien ihr TV-Werbevolumen zur Fußball-WM um 34 % reduziert. Dass der Schwarzmarkt zu jener Zeit also stark zugenommen hat, sollte zu denken geben.

Tatsächlich sei der britische Online-Sportwetten-Schwarzmarkt 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 48 % gewachsen - also nach Einführung des partiellen Werbeverbots kurz vor und während Live-Sport-Events. Der BGC warnt daher zu Recht vor weiteren Einschränkungen, die in der Politik aktuell ohne Weitsicht diskutiert würden.

Großbritannien ist eines der Länder,  welches Deutschland in Sachen Glücksspielregulierung besonders beachten sollte. Online-Sportwetten und Online-Glücksspiele werden dort bereits seit 2005 reguliert. Damit sind uns die Briten weit voraus. Der britische Markt zählt zu den liberalsten der Welt, sowohl was die Vielfalt der Glücksspiel- und Sportwettenangebote betrifft, als auch die Werbung hierfür.

Gleichzeitig ist die Zahl der Problemspieler laut Erhebungen der britischen Regulierungsbehörde UKGC in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Im Juni 2022 habe der Anteil der Problemspieler an der Bevölkerung laut der Behörde bei 0,2 % gelegen - und das trotz der bis dato nur minimalen Werbeeinschränkungen.

Verständlich ist daher auch die Mitte letzten Jahres verkündete Entscheidung der schwedischen Regierung, Werbung nicht weiter einzuschränken und die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eingeführten Werberestriktionen aufzuheben. In seinem November-Bericht hat das Kultus-Komitee der schwedischen Regierung noch einmal betont, dass das zuvor diskutierte Werbeverbot zwischen 6 und 21 Uhr nur der Kanalisierung der Spieler in den legalen Markt schaden würde.

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